„A Homeopathic Odyssey“

Bericht vom 65. Ligakongress in Redondo Beach,
Los Angeles vom 18. Mai bis 22. Mai 2010

Geladen mit Spannung und frischer Asche des isländischen Vulkans Eyafjallajökull war die Atmosphäre Anfang Mai 2010, also wenige Tage vor Kongressbeginn. Dies eröffnete eine völlig neue Situation im Bereich des weltweiten Flugverkehrs.

Würde dieser Kongress stattfinden? Eventuell in eingeschränktem Rahmen?

Einigen Kollegen gelang die Anreise dann tatsächlich nur mit Verspätung, wenigen bedauerlicherweise überhaupt nicht.

Unermüdlich sprudelte das Erdöl aus den Tiefen des Meeresbodens im Golf von Mexiko, während auch das Wetter in Kalifornien verrückt spielte.

Es war nicht der Smog, wie zu erwarten gewesen wäre, der die Sicht auf die Stadt und das Meer beim Landeanflug auf Los Angeles behinderte, sondern dichte Wolkenkonvolute. Bei fast winterlichen Temperaturen und tagelang anhaltendem Regen, ein Segen für dieses von Trockenheit geplagtem Land, nahm dann alles seinen Lauf.

Mehr als 400 Ärzte aus 24 Ländern begegneten einander beim diesjährigen Weltkongress der homöopathischen Ärzte, um ihre Erfahrungen auszutauschen und den 200. Geburtstag von Hahnemann´s Organon zu feiern.

1810 erschien die erste Ausgabe des Organon der rationellen Heilkunde. Hahnemann kritisierte entschieden die damals herrschenden Heilmethoden. „Man kurierte bisher die Krankheiten der Menschen nicht rationell, nicht nach feststehenden Gründen, sondern nach verschiedenen Heilzwecken. Ich rechne mir´s zur Ehre, in neueren Zeiten der einzige gewesen zu sein, welcher eine ernstliche Revision der Heilkunst angestellt hat“.

Eine völlig neue Dimension in der Heilkunde nahm ihren Anfang. Die Pionierarbeit für die Homöopathie war geleistet, die Gegner waren damals wie heute mächtig und zahlreich.

Somit sind wir heute mehr denn je gefordert, nach dem Vorbild Hahnemann´s für die Methode einzustehen.

Die Eröffnungsrede des Ligapräsidenten Ulrich Fisher (D) bezog sich ganz auf dieses Thema und im Anschluss präsentierte Josef Schmidt (D) eine präzise Aufarbeitung der einzelnen Entwicklungsschritte des Organons von der Urfassung 1810 bis hin zur 6. Auflage 1842.

Mit seiner Rede über die Verlässlichkeit homöopathischer Verschreibungen bekräftigte Anton Rohrer (A) die Aufforderung Hahnemann´s, den Gesetzmässigkeiten des Organons genau Folge zu leisten.

Vorträge über neueste Erkenntnisse in Theorie und Forschung hielten unter anderen: Karin Lenger (D) über die Photonentheorie, Martin Chaplin (GB) über die physikalischen Eigenschaften des Wassers, Peter Fischer (GB) über biologische Modelle und Iris Bell (USA), eine Pionierin im komplementär-medizinischen Forschungsbereich der Vereinigten Staaten.

Der vom American Institute of Homeopathy unter der Leitung von Richard Hiltner veranstaltete Kongress fand parallel in vier grosszügigen Konferenzräumen des Crown Plaza Hotels, direkt am pazifischen Ozean statt.

Perfekt organisiert und liebevoll gestaltet, wurden den Besuchern aktuelle Einblicke in unterschiedlichste Themenbereiche der Homöopathischen Medizin geboten. Zahlreiche, namhafte Referenten waren der Einladung gefolgt.

Am Nachmittag des ersten Tages präsentierten Linda Johnston (USA) und Frans Vermeulen (USA) die Familie der Malvengewächse.

Im Anschluss daran folgte ein Ausflug ins Tierreich zu den Schlangen.

Sadhana Thakkar (Ind) beeindruckte mit einer Auswahl aus ihrem soeben erschienenen Buch: Insights into the Consciousness of Snake Remedies. Auf sehr einfach erscheinende Weise erarbeitete sie lebendige Bilder von Dendroaspis Polylepsis (Black Mamba) und Hydrophis Cyanocinctus

(Sea Snake), die häufig aufgrund schwerer Psychotraumata im familiären Bereich indiziert sind.

Farokh Master (Ind) skizzierte ausführlich den Heilungsverlauf bei schwerster Pathologie nach Apoplexie, therapiert mit Bothrops, einem Spezifikum bei akuten cerebrovarkulären Störungen.

Am zweiten Kongresstag wurden Miasmenkonzepte diskutiert, ein unerschöpfliches Thema, ständig hinterfragt und revidiert.

Didier Grandgeorge (F) interpretierte im Anschluss seinen Spirit of Homoeopathy.

Einen Einblick in die Welt der Kohlenstoffarzneien boten Nancy Herrick (USA) und Roger Morrison (USA).

Wolfgang Springer (D) spiegelte uns das mentale Bild von Calcium Fluoratum anhand eindrucksvoller Fallanalysen.

Der Horizont an der Pazifikküste erschien irgendwie weiter als sonst wo und die weitläufig angelegte Stadt Los Angeles beeindruckte wie eine Kulisse selbst. Ein Besuch im Paul Getty Museum oder ein Spaziergang am Walk of Fame in Hollywood, waren eine verlockende Abwechslung zwischendurch.

Gelegenheiten sich den Stars der Homöopathie zu nähern, gab es zwischendurch in den Pausen. Beim Smalltalk im Foyer, an den Ständen diverser Werbeträger pharmazeutischer Produkte oder Softwarelabels und besonders rund um den Narayana Bücherstand wurden allerlei neue Kontakte geknüpft und alte gepflegt.

Den zahlreichen Gästen und Lektoren aus den lateinamerikanischen Ländern entgegenkommend, wurden etliche Vorträge auch in spanischer Sprache gehalten. Überzeugend der Bericht von Carlos Campora (Arg) über Evidence- Based-Homeopathy mit Fällen von Autoimmunerkrankungen.

Andere klinische Schwerpunkte kamen aus den Bereichen der Neurologie, Psychiatrie, Gynäkologie, Nephrologie, Kardiologie und Allergologie. Behandlungsstrategien, insbesondere bei Krebserkrankungen wurden anschaulich und gut nachvollziehbar dokumentiert.

Es gab auffallend viele indische Referate zu den klinischen Themen. Die Homöopathie ist in Indien gut verankert und bietet der Bevölkerung eine echte therapeutische Alternative.

Ärzte wie Srinivasa Rao Nyapati, Alok und Pawan Pareek, Yogesh Sehgal und viele andere hervorragende Redner versuchten mit überzeugenden Falldemonstrationen und gut fundierten Studien die Überlegenheit der Homöopathie gegenüber herkömmlichen medizinischen Methoden zu belegen.


Indien hat sich auch spontan bereit erklärt, den nächsten Ligakongress zu organisieren, welcher von 1. bis 4. Dezember 2011 in Neu Delhi stattfinden wird. Nähere Information über die Themenschwerpunkte auf www.liga2011.in

Frederik Schroyens (Bel), im Bereich homöopathischer Software und Michel van Wassenhoven (Bel) berichteten über aktuelle Modifikationen und Verbesserungen der strukturellen Grundlagen homöopathischer Arbeitsmethoden.

Arzneimittelprüfungen – ja natürlich – aber wie?

Mittels Hahnemann´s klassischer Methode oder modernen wissenschaftlich fundierten Methoden, worauf sollte man sich festlegen? Muss man toxikologische Kenntnisse berücksichtigen? Sind Erfahrungen beim Verreiben ernst zu nehmen? Kann man durch Meditation einer Arznei wirklich näher kommen?

Jonathan Shore (USA) in seiner grossen inneren Gelassenheit konnte diese Fragen recht eindeutig beantworten. Arzneimittelprüfungen bilden die Basis unserer Materia Medica. Ein Arzneimittelbild kann nie Vollständigkeit haben ohne die Symptome, welche die Arznei am gesunden Organismus hervorrufen kann.

Andererseits ist es unerlässlich für homöopathische Ärzte, ihr Wahrnehmungsvermögen auf diese Weise zu schulen. Mit dem Verstand allein kommt man nicht weiter. Erst in Verbindung mit körperlichen sensitiven Wahrnehmungen entsteht eine ganzheitliche Erfahrung. Dies ist die Grundlage für den Aufbau von Beziehungsfähigkeit, der wesentlichen Voraussetzung für das Gleichgewicht lebensfähiger Systeme. Deswegen ist es so wichtig, sich der Arznei durch die Vielfalt der alten und modernen Prüfungsmethoden zu nähern, ihr wirklich zu begegnen und Beziehung aufzubauen.


Das Angebot an abwechslungsreichen und hochinteressanten Vorträgen und Seminaren erstreckte sich auch in die Bereiche der Veterinär- und Dentalmedizin.

Über die Standardisierung in der Herstellung homöopathischer Arzneien, derzeit ein aktuelles Arbeitsprojekt der Liga, sprach Amarilys de Cesar (Bras.). Fruzsina Gabor (H) organisierte einen pharmazeutischen Workshop.

Der Kongress war äusserst vielseitig im wissenschaftlichen Bereich, aber auch im Rahmen der sozialen Aktivitäten.

Unvergesslich bleibt der musikalische Beitrag von Richard Moskowitz (USA) sowie Claudia und Karl Klinkenberg (D) bei der Opening Ceremony.

Traditionell und elegant gekleidet kamen die Gäste zum Galadiner. Anschliessend wurde zu den Rhythmen altbekannter kalifornischer Hits wild und ausgelassen, egal ob im Sari oder im Smoking, vereint getanzt.

Der komplette Inhalt aller verfügbaren Texte dieses 65. Ligakongresses kann online bestellt werden. www.liga2010.org

Beim International Council am 18. Mai 2010 wurde der Vorstand der Liga neu gewählt. Der neue Präsident heisst Jose Matuk Kanan und kommt aus Mexiko. Weitere Infos: www.lmhint.net

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